frau wunderheilerin

Heute mittag war ich im Internet auf der Suche nach der Sonnenfinsternis, die den wolkenverhangenen Himmel über Grenoble nicht um die geringste Graustufe verdunkelt hatte. Was lag näher, als sofi.de zu besuchen.

Meine Überraschung war groß, als mich anstelle der mondverdeckten Sonnenscheibe Frau Professor Sofi Tachalov konfrontierte. Neugierig geworden, klickte ich weiter und bekam eine sehr professionelle Flashanimation geboten, in der sich eine gepflegte, würdig dreinschauende Dame, eine Professorin für Alternativmedizin, präsentiert. Verwundert rieb ich mir die Augen. Haben sich die deutschen Universitäten nichttraditioneller Heilkunde geöffnet? Sind Wunderheiler in der akademischen Mitte angekommen?

Nein, Professor der Scharlatanerie kann man an der Cooperating University of America werden, einer Titelverkaufstelle in North Carolina, mit deren Angebot geschmückt man in Deutschland seinen Schindluder sicher nicht treiben, aber offenbar im Internet Eindruck schinden darf. Ähnliches gilt zur Weltakademie der Wissenschaften zu sagen, deren Mitgliedschaft sich die Frau Wunderheilerin rühmt. Die angebliche Akademie ist ebenso respekteinflößend wie inhaltsleer, hat sie doch nichts mit Wissenschaften zu tun und existiert noch nicht einmal im Internet, geschweige in der Wirklichkeit.

Was treibt Sofi dazu, sich mit einer Atmosphäre heißer und äußerst streng riechender Luft zu umgeben? In ihrem Metier, dem Geschäft mit Wundern, zählt nicht nur Schein mehr als Sein, nein, Schein ist das Einzige, das zählt. Sie ist auf Rattenfang, gaukelt Leichtgläubigen und, schlimmer noch, Verzweifelten Autorität vor, um deren Vertrauen und schlußendlich Geld zu erschleichen. Mich erstaunt, daß das mit solch plumpen Mitteln (dicke Worte auf Flash) offenbar möglich ist. Ein Besuch bei Tante Google bringt alle schlumprig errichteten Fassaden zum Einsturz, aber offenbar machen zu Wenige davon Gebrauch. Muß in der Schule Googlen gelehrt werden?