Ein Tag für die Geschichtsbücher, spannend wie die Fußball-WM. Aus der Tiefe des Raumes kommt Schröder und schießt eine SPD, die er vor Monaten regierungsunfähig erklärt hatte, und die sich selbst schon aufgegeben hat, in der letzten Minute noch in die Verlängerung der Bundestagswahl. Der CDU und FDP wurde der sicher geglaubte Sieg entrissen und für Stunden regierte allgemeine, durchdringende, allumfassende Ratlosigkeit. Schröders Redekunst und Verrat an eigenen Ideen haben ihn noch einmal bis ganz nach vorn gebracht.
Mit Eloquenz und Populismus kann man auf Bauernfang gehen, mit Populismus kann man Stimmen gewinnen. Schröder hat das überzeugend demonstriert. Ganz sicher kann man damit aber keine Probleme lösen und sollte deshalb damit auch keine Wahlen gewinnen können, es sei, die Konkurrenz ist völlig unqualifiziert. Nun muß man zugeben, daß sich die Union im Wahlkampf dumm angestellt hat, daß sie die Quittung für unklare und widersprüchliche Aussagen und eine wirre Präsentation bekommen haben. Doch so, wie es aussieht, hat sie knapp gewonnen. Die SPD ist weg. Schröder ist weg. Eine Regierung mit ihm wird es nicht geben.
Denn es wird immer klarer, daß die SPD in der Tat regierungsunfähig ist, daß vor allem Schröder dringend Machtentzug benötigt. Er hat sich dermaßen an seinem Sieg über die Erwartungen berauscht, daß er völlig ignorierte, nicht der Gewinner der Wahl zu sein, und fortwährend von seiner fortgesetzten Kanzlerschaft fabulierte. Seine Aussagen vor versammelter Anhängerschaar und vor allem sein Verhalten während der Elefantenrunde im Fernsehen machen deutlich, daß er jeglichen Bezug zur Realität verloren hat.
Es wäre geradezu katastrophal, wenn dieser Politiker, ja wenn diese Partei wieder an der Regierung beteiligt würde. Auch fast sechs Stunden nach Ende der Wahl gibt es nur eine einzige Möglichkeit einer konstuktiven Koalition. Dies ist schwarz, gelb, grün. Die Indizien sind eindeutig. Schwarz will gern mit Gelb, braucht aber Unterstützung. Die Gelben, die Wirtschaft, haben längst erkannt, daß grüne Politik in Maßen wichtig ist. Grün weiß ganz genau, daß es ohne Wohlstand keinen effektiven Umweltschutz gibt. Und Rot ist raus.
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